Sonntag ist Ausflugszeit. Diese Mal ging es nach Brandenburg zu den Beelitz-Heilstätten.
Der ehemalige Krankenhauskomplex im Beelitzer Wald ist circa 50 Kilometer vom Berliner Stadtzentrum entfernt. Wenn du mit dem Auto fährst, erreichst du die Heilstätten in zügigen 40 Minuten. Mit der Regionalbahn RB7 dauert die Fahrt etwas länger. Und wer eine Tagestour mit dem Fahrrad plant, fährt am Europaradweg R1 nach Beelitz ab.
Mein Ziel an diesem sonnigen Herbsttag war der Baumkronenpfad von Baum&Zeit.
In einer Höhe von 20 Metern schlängelt sich der Pfad an Baumwimpfel und Ruinen entlang. Auf Augenhöhe mit den Vögeln, malte ich mir ein herbstliches Farbenmeer aus gold-gelben und rot gefärbten Blättern aus.
Zugegeben, der Baumkronenpfad wäre weniger imposant, wenn nicht die Ruinen der Beelitz-Heilstätten im Wald stehen würde.
Einzigartiger Krankenhauskomplex – damals und heute
1898 begann die Geschichte der Beelitz-Heilstätten, als die Landesversicherungsanstalt Berlin das Waldgebiet bei Beelitz kaufte. Dort sollte eine der modernsten Lungenheilanstalten Europas entstehen. Damals war es durchaus sinnvoll, eine Lungenklinik bei Berlin zu erbauen. Denke nur an die Kohleöfen und unzähligen Schornsteine der Wohnhäuser oder die damalige, florierende Industrie, die ebenso ungefiltert Abgase in die Luft pumpte. Ende des 19. Jahrhunderts war die Berliner Luft unerträglich, aber für die Zahl der Tuberkulosefälle förderlich.
Bis 1926 wuchs das Areal auf 200 Hektar und umfasste die Chirurgie, Sanatorien, Bettenhäuser für mehr als 1.500 Patienten und Wohnhäuser für Angestellte. Von Anbauflächen für Obst und Gemüse, Bäckerei und Fleischerei, bis zum Heizkraftwerk war alles vorhanden, was eine autarke Stadt ausmacht. Bereits damals war die Größe und Komplexität der Beelitz-Heilstätten einzigartig.
Die Weltkriege gingen nicht spurlos an den Gebäuden vorbei. Was nicht zerstört war, diente als Lazarett. Auch der Gefreite Adolf Hitler war 1916 Patient in Beelitz. 1945 übernahm die Roten Armee und damit die Sowjetunion die Heilstätten. So kam es auch, dass Erich Honecker 1990 Patient in den Beelitz-Heilstätten war. Ab 1994, bemühten sich zwar Investoren, die Heilstätten zu sanieren, doch dies scheiterte kläglich an nicht vorhandenen, finanziellen Mitteln. Niemand kümmerte sich um das Areal – außer Vandalen, die die Weitläufigkeit nutzten, um sich auszutoben. Andere versuchten durch schwarze Messen, mit Geistern Verstorbener zu kommunizieren. Nebenbei legte die Natur ihre Decke über die Heilstätten.
So entstand die einzigartige Ruinenstadt inmitten des Beelitzer Waldes.
Seit September 2015 kannst du einen Teil der Ruinenstadt von oben bestaunen. Den 320 Meter langen und bis zu 23 Meter hohen Baumkronenpfad errichtete die private Initiative Baum&Zeit.
Die Aussicht von der 40 Meter hohen Plattform ist atemberaubenden – ein Meer aus Farben.
Baumkronenpfad Beelitz:
Ein Besuch bei schönem, klarem Wetter empfehle ich sehr. Aber auch wenn der Himmel wolkenbehangen ist, wird der Spaziergang in 20 Meter Höhe atemberaubend sein.
Wer wissen möchten, warum der Sonntagsausflug mit einem leeren Teller und einem Feuer endete, der liest hier weiter.